Amber Fort
 
 
23.10.: Aber bitte mit Massage!
 
OrchaHeute haben wir in Orcha einen tollen Standort fuer unser Rotel gefunden – in direkter Nachbarschaft zu einem Wellness-Resort und direkt neben einem uralten Hindutempel.
 
Mittags machen vier von uns im Spa des Hotels eine ayurverdische Massage aus. Ich entscheide mich für eine head&scalp(!)-massage. Zunächst gehen wir aber erst einmal im Ort essen. Nicht rechts die Strasse rein wie die anderen, sondern links zu den Einheimischen mit all ihren Garküchen. Vorher lassen wir uns aber noch einen Tisch und fünf Stühle auf die Dachterasse bringen, wo wir einen tollen Blick auf das Geschehen haben. Gab es in Varanasi und Khajuraho wenige Touristen, sind es hier noch weniger – wir befinden uns abseits der touristischen Trampelpfade.
 
Highlight ist hier ein Palast in einer Festungsanlage, errichtet von Jehangir Mahal im dem 17. Jahrhundert. Indien hat so viele kulturhistorische Zeugnisse, aber gleichzeitig sehr wenig Geld, das merkt man hier.
 
Zurück im Hotel wartet nach einem kurzen Bad im Pool mein Masseur auf mich. Da ich als letzter dran bin, habe ich den Vorteil, dass er seine Tätigkeit locker von 30 auf 60 Minuten verlängern kann. Er verdient 900 Rupien am Tag, d.h. 15 Euro. Alleine meine Massage kostet 800 Rupien. Der Grossteil der Einnahmen geht also an das Hotel. So wurde aus einer head&scalp-Massage eine Ganzkörpermassage und wir hatten beide etwas davon.
 
24.10.: Auf Weltrekordjagd
 
Auf den Strassen von Khajuraho - Buy! Cheap!Schon mal einen Platten gehabt? Klar, irgendwann mal vor über 20 Jahren mit meinem “gelben Briefkasten”, dem kleinen Fiat 133. Schon mal zwei hintereinander gehabt? Ja, binnen zwei Tagen auf Tahiti bzw. Moorea (jew. Fiat Panda). Nicht überraschend: Fahre heute eine andere Marke. Schon mal vier Platten an einem Tag gehabt? Jaaaa! Auf dem Weg von Orcha nach Agra mit Rotel Tours. Unser Bus hat hinten zwei Doppelachsen. Bei einem der acht Reifen gibt es plötzlich ein lautes Zischgeräusch. Schorsch, unser Fahrer aus Niederbayern, will sich noch bis zur nächsten Tankstelle in 1-2 km durchkämpfen, als es bereits ein zweites Mal laut zischt – der Nachbarreifen hat auch etwas abbekommen. Scheibenkleister. Schorsch hat zwei Ersatzschläuche am Dach, nebenan ist ein etwas abenteuerlich anmutender Reifenservice. Beim Reifenwechseln beschädigen die aber leider mit der Metallstange den Schlauch etwas und als der Reifen wieder montiert wird, gibt es wieder einen Knall und bei dem einen Reifen ist die Luft wieder raus.
 
Also wird ein Motorrad mit dem kaputen Schlauch losgeschickt, um einen neuen irgendwo in der Stadt zu besorgen. Das Dumme ist nur: In der Grösse gibt es keinen Schlauch, also muss der kaputte geflickt werden.
 
Inzwischen ist der halbe Ort um den Bus versammelt. Leute bleiben stehen, mitten auf der Strasse halten haufenweise Fahrzeuge. Zeitweise beobachten uns 100 bis 150 Leute!
 
Der geflickte Schlauch gibt, kaum dass der Reifen montiert ist, ein weiteres Mal ein lautes Zischgeräusch von sich. Also das Ganze noch einmal. Irgendwann geht es schliesslich weiter. Eine Stunde später gibt es noch mal einen Platten, diesmal direkt neben einer Tankstelle.
 
Der Expeditionsbus ist schon etwas älter, hat aber den Vorteil, dass er – im Gegensatz zu den neuen Daimler-Modellen – noch vor Ort repariert werden kann. In den vergangenen Monaten war Schorsch mit dem Teil in halb Asien unterwegs: Seidenstrasse, Iran, China, Tibet…
 
Da wird das Sightseeing in Gwalior fast zur Nebensache. Während Schorsch die ganze Stadt nach Reifenschläuchen sucht (und nicht findet), fahren wir mit einer Handvoll Taxen zur Burg rauf.
 
 
25.10.: Traum oder Alptraum?
 Agra - mehr als "nur" Tadsch Mahal
Agra – kaum ein anderer Ort prägt das Bild von Indien in Deutschland wie das Taj Mahal.
 
Leider ist die Luft ähnlich verpestet wie in Varanasi, der Verkehr absolut chaotisch. Um das Taj Mahal für die künftigen Generationen zu sichern, wurden alle Transferbusse zum Grabmahl auf Elektromotor umgestellt, gleichzeitig verbrennt aber jemand seinen Kunststoffüell 300 Meter entfernt vom Taj Mahal. Wie schon gesagt, in Indien gibt es nicht schwarz oder weiß, sondern nur Grautöne. Direkt neben etwas unbeschreiblich Schönem findet man auch etwas unbeschreiblich scheußliches.
 
Die Stadt hat noch mehr zu bieten, etwa die Begräbnisstätten Itmad-ud-Daulah und die von Akbar dem Großen. Wir besuchen auch den Tempel Dayal Bagh, an dem die Radha-Swami-Sekte seit mehreren Jahrzehnten baut. Immer wenn Geld da ist, geht es weiter.
 
Höhepunkt ist aber natürlich das Tadsch Mahal. Die Fotos, die man allenthalben sieht, warden immer Freitags gemacht, wenn das Taj geschlossen ist. Dank Diwali ist derzeit aber Halligalli!
 
Diwali ist ein Fest, das sich über fünf Tage erstreckt, ein Lichterfest, eigentlich ruhig und besinnlich wie auch unser Weihnachten, teilt es mit diesem die volle Kommerzialisierung. Für viele Hindus, besonders in Nordindien, geht es auf den Tag zurück, an dem Gott Rama mit seiner Frau Sita nach 14-jährigem Exil im Dschungel in seine Hauptstadt Ayodhya zurückkehrte, so wie es das Ramayana beschreibt. Da es dunkel war, entzündeten die Menschen Öllampen entlang seines Wegs..
 
Dank Diwali sind einige tausend Inder auf dem Gelände, hat aber was, zumal die Frauen ohne Ausnahme mit bunten Saris unterwegs sind – ein echter Blickfang!
 
Die Atmosphäre ist unglaublich, vor allem, als langsam die Sonne untergeht…
 
Ähnlich wie Ludwig II hatte der Erbauer, Shah Jahan, das Problem, dass die Zeitgenossen der Meinung waren, bei ihm wären ein paar Schrauben locker, vor allem dessen Sohn Aurangzeb, der Shah Jahan mal eben in den Kerker des Roten Forts werfen ließ mit Blick auf das Taj Mahal.
 
Zwei Stunden später: Während wir Abendbrot essen, ist direkt aus der Nachbarschaft laute Musik zu hören. Mehrere von uns schauen wir mal nach, was Sache ist. Ein Hindu feiert Junggesellenabschied und reitet durch die Strassen, begleitet von einer Musikkapelle, etlichen Freunden, vielen Kindern, Alkohol, Generatoren und unzähligen Lampen. Wir sind herzlich willkommen. Wie überall in Indien freut man sich, dass wir Interesse für so etwas zeigen. Als ein paar Kids darum bitten, dass ich ein paar Fotos von ihnen mache, gerät die Situation allerdings etwas aus den Fugen. Aufgekratzt wie sie sind, will jeder auf das Foto, einer schubst den anderen weg, fast in den Abwasserkanal hinein. Hier heisst es jetzt, Rueckzug antreten, bevor die India Times eine Schagzeile frei Haus geliefert bekommt.
 

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